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  • AutorenbildJoerg Nicht

Best Nine


Die Webseite 2016bestnine.com ermittelt für jeden beliebigen Instagram-Account die „besten neun“ Fotos des vergangenen Jahres. Das ist praktisch, und wenn mich nicht alles täuscht, habe sich viele Instagrammer diese Zusammenstellung anzeigen lassen und sie auf ihrem Account oder in den Stories gepostet. Anmerken muss man vielleicht, dass die Bestenliste allenfalls indirekt über die ästhetische Qualität der gezeigten Bilder Auskunft gibt. Der Maßstab ist allein der Erfolg, denn ausgewählt werden die Fotos mit den meisten Likes. Gleichwohl ist es interessant, sich die beliebtesten Bilder und Motive einmal genauer anzuschauen.

Meine "besten" neun Fotos aus dem Jahr 2016 auf Instagram

Was zeigen meine besten Neun? Das erfolgsreichste Foto ist der Blick von der Siegessäule Richtung Brandenburger Tor. Es ist im Herbst aufgenommen und entsprechend bunt; ein Klassiker auch auf meinem Instagram-Account: Schon 2012/2013 habe ich eine Jahreszeiten-Serie gemacht, die genau diese Sicht zeigt. Und 2015 sah das zweiterfolgreichste Foto auf meinem Account ganz ähnlich aus. Übrigens: Das beliebteste Bild 2015 entstand in der Oberlausitzschen Bibliothek der Wissenschaften, die es in diesem Jahr immerhin auf Platz neun geschafft hat.

Sind diese Kontinuitäten ein Zeichen dafür, dass sich in meiner Fotografie nichts verändert hat? So weit würde ich anhand der Bestenliste nicht gehen. Eher scheint es eine konstante Beliebtheit von Motiven zu geben, die Redundanzen bei der Auswahl von Motiven nahelegen kann. Dazu gehören auf meinem Account auch Spiegelungen in Pfützen (Platz 2, Platz 6, jeweils mit dem Berliner Fernsehturm) als Instagram-typische Motive. Immerhin ist auf Platz 2 ein mit einem iPhone aufgenommenes Foto zu finden, was zeigt, dass die Sensorgröße nicht unbedingt darüber entscheidet, wie beliebt ein Foto am Ende ist.

Die Sicht auf den U-Bahnhof Eberswalder Straße – für mich immer wieder reizvoll – hat es ebenfalls unter die Top 9 geschafft. Diese Aufnahme entstand mit einer leichten LUMIX GX8 und einer Teleskopstange. Dass auch der Seifenbläser unter den Top 9 zu finden ist, freut mich natürlich, da es sich um eines der für meinen Account typischen Gegenlichtfotos handelt. Über Aufnahmen wie diese habe ich auch in meinen Vorträgen auf der Fotomesse Photokina im September in Köln gesprochen.

Nur eine der „9 besten“ Aufnahmen ist nicht in Deutschland entstanden, sondern in Barcelona (Nr. 5). Ich hatte dieses Bild in meiner Serie „Verborgene Schätze“ Ende Dezember gepostet, wie auch das Winterbild vom Berliner Dom. Insgesamt überwiegen Stadtlandschaften in der Zusammenstellung; nur ein Bild ist eine Art Naturfoto – ein Sonnenuntergang, den ich auf Hiddensee aufgenommen habe.

Nicht unter den besten Fotos: Die Freiheitsstatue

Was besagt diese Auswahl? Dass in der Wiederholung der Motive die Kraft liegt, um ein Sprichwort zu variieren? Vielleicht. Die Auswahl sagt etwas über Beliebtheit und Erfolg eines Bildes. Beides kann nicht nur vom Motiv, sondern auch von der Sichtbarkeit auf Instagram abhängen. Ein Foto der New Yorker Freiheitsstatue tauchte nicht im Stream der Abonnenten meines Accounts aufgrund eines Bugs auf. Womöglich filtert Instagram bereits Motive, die dann sichtbarer sind als andere? Wer weiß. Die Auswahl besagt jedenfalls nicht, welches das fotografisch gelungenste oder künstlerisch beste Foto ist. Auch wenn die Bestenliste etwas anderes suggerieren mag: Eine solche Bewertung lässt sich nicht quantifizieren, sondern folgt anderen Kriterien.

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