Fotografieren in einer neuen Stadt
- Joerg Nicht
- 4. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Als langjähriger Leser der c’t Fotografie habe ich mich über diese Anfrage besonders gefreut: Ob ich mir vorstellen könnte, dass meine Fotos in der Portfolio-Sektion der Zeitschrift vorgestellt werden? Ich habe zugesagt. Nachdem ich mit Hendrik Vatheuer den Schwerpunkt des Portfolios abgesprochen hatte, wählte ich eine Reihe von Fotos aus. Ich war sehr gespannt auf die finale Entscheidung der Redaktion. Welche Bilder sind für sie besonders interessant? In welcher Reihenfolge werden sie präsentiert? Denn die Bildauswahl ist für mich immer am schwierigsten.

Ich bekam auch Fragen, mit deren Hilfe der Redakteur den Begleittext geschrieben hat. Am längsten musste über Fragen zu meinem Stil nachdenken. Und über die Frage, inwieweit ich anders arbeite und andere Bilder mache, wenn ich in einer neuen Stadt fotografiere. Ich denke noch immer darüber nach, weil es eine grundlegende Frage ist, finde ich.
Der Blick, das Sehen und auch die Technik verändern sich nicht komplett, wenn ich woanders bin. Vielmehr ist es wichtig, auf Routinen zurückgreifen zu können. Doch die Bilder unterscheiden sich von Ort zu Ort. Das ist mir auch bei namhaften Fotografen aufgefallen. So haben etwa die Berlin-Bilder von William Eggleston nicht die farbliche Kraft und auch nicht die kompositorische Raffinesse der Fotos, die er an ihm vertrauten Orten gemacht hat.
Auf Reisen – zumal im Auftrag von Destinationen – stehe ich nicht nur vor der Herausforderung, „schöne Bilder“ zu kreieren, sondern auch Fotos zu machen, die die Betrachter:innen dazu bringen, den Ort zu besuchen. Einerseits müssen die Motive wiedererkennbar sein (Stichwort: Postkarten-Motive), andererseits sollen potentielle Besucher:innen auch neue Orte und ungewohnte Perspektiven kennenlernen. Diese Vorgaben prägen meinen Blick. Die Frage nach der Arbeitsweise auf Reisen beschäftigt mich ganz sicher auch in Zukunft.

Jetzt ist das aktuelle Heft der c’t Fotografie erschienen. Und ich freue mich riesig über den Beitrag.
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