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  • AutorenbildJoerg Nicht

Spiegelungen gehen immer


Auf dem Marktplatz von Loket habe ich am letzten Wochenende ein Foto aufgenommen, das inzwischen 17.000 Likes auf Instagram bekommen hat. Loket ist ein kleines Städtchen in Tschechien. Der Platz ist aber nicht nur einmal zu sehen, sondern aufgrund der Spiegelung in einer Pfütze zweimal. Spiegelungen gehen immer, hatte ich vor kurzem im RBB gesagt. Was macht sie so beliebt auf Instagram? Ein paar Antwortversuche:

  • Bei Spiegelungen nehme ich die Horizontlinie genau in die Mitte des Bildes, was ich sonst vermeide. Ich habe oft beobachtet, dass Landschaftsaufnahmen mit einem die Mitte teilenden Horizont mehr Likes bekommen als Fotos, die nach dem goldenen Schnitt konstruiert sind. Auch auf meinem letzten Workshop hatte ich eine Diskussion mit einer „Knipserin“ (Selbstbezeichnung), die Fotos mit der Horizontlinie in der Mitte schöner fand als Fotos, die nach dem goldenen Schnitt aufgeteilt waren.

Loket / Spiegelung

  • Ich drehe das Bild oft, weil der sich spiegelnde Himmel in der Pfütze meist dunkler ist als der Himmel, den ich direkt fotografiere. Durch die Drehung bekommen die Bilder eine gewisse Dynamik und werden verfremdet.

  • Durch die Lage der Linse am Rand des Smartphones lässt sich die Spiegelung besser realisieren: Je näher die Linse an einer reflektierenden Fläche ist, desto besser reflektiert sie. Freilich sind auch Spiegelungen, die mit einer DSLR oder Systemkamera aufgenommen wurden, erfolgreich. Mich persönlich stört allerdings, dass sie die Spiegelung nicht ganz perfekt realisieren, wenngleich ich zugebe, dass die Dynamik der Bilder dann oft größer ist. Die Sensorgröße muss sich schließlich bemerkbar machen.

  • Das Motiv im aktuellen Fall trägt sicherlich zum Erfolg bei: Die Häuserzeile ist bunt und wirkt pittoresk. Und durch die Biegung des Platzes wirkt das Motiv bewegter.

  • Aus meiner Sicht sind Spiegelungen so erfolgreich, weil wir durch sie etwas Vertrautes anders als sonst sehen. Wir nehmen die Froschperspektive ein, ohne zu Fröschen zu werden. Außer vielleicht im Sommer – am Strand oder im Park – liegen wir nicht auf dem Boden, um uns die Silhouette der Stadt anzuschauen.

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