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AutorenbildJoerg Nicht

Bildbearbeitung auf Reisen: Unterwegs in Havanna


Menschen auf den Straßen, alte Autos und leuchtende Farben – solche Bilder hoffe ich in Havanna zu machen. Aber Havanna ist mehr: eine Stadt, in der das Leben pulsiert und zugleich Stillstand herrscht, eine Stadt, die auf eine Zukunft wartet.

Die Farben Havannas: Haus und Auto fast Ton in Ton

Viele junge Leute haben Smartphones, mit denen sie in Parks sitzen und im Internet surfen. Kaum jemand macht damit Fotos, auch keine Selfies, wie es in Europa und Nordamerika üblich ist. Fotos machen fast nur Touristen. Viel öfter sehe ich Einheimische, die an der Ecke stehen und auf dem Smartphone ein Spiel spielen.

Für mich sind Smartphones primär Fotoapparate, mit denen ich unterwegs Bilder mache und auch kommunizieren kann. Oft sind die Bilder, die ich mit einem Smartphone gemacht habe, wie Notizen, das Smartphone ein Notizbuch. Ich schaue mir meine Bilder an, um mich an die Reisen zu erinnern – daran, was mir aufgefallen ist und was mir wichtig war.

Wer sich eingehender mit den Kameras von Smartphones beschäftigt, der sieht schnell, welche Qualität sie haben – auch angesichts des kleinen Sensors und der beschränkten Optik. Die Rechenleistung, die in den Smartphones steckt, macht praktisch Desktop-Rechner überflüssig, meint zumindest Josh, Produktmanager von Adobe Lightroom for mobile. Er hat mich und eine Gruppe von Fotografen und Journalisten nach Havanna eingeladen, um zu fotografieren und eine neue Version des Programms zu testen.

Am ersten Tag finden wir uns frühmorgens in der Hotellobby ein, um den Sonnenaufgang zu fotografieren. Schnell wird klar, dass jeder seinen eigenen Fokus hat. Während Josh sich für die Farbverläufe am Himmel interessiert, achtet Renan Ozturk, der Co-Host unserer Tour, auf die Fischer, die am Hafeneingang mehr oder minder erfolglos angeln. Im Morgenlicht fotografieren wir in der Altstadt von Havanna und fahren mit alten amerikanischen Cabrios. Die Finca von Hemingway darf auch nicht fehlen. Das sind genügend Gelegenheiten, um Fotos zu machen – ob nun mit dem Smartphone oder mit der Systemkamera.

Welche Erfahrungen habe ich mit Lightroom for mobile in Havanna gesammelt? Um es gleich vorweg zu sagen: Zu viel Gepäck ist auf jeder Reise eine Last. Die Aussicht, nur mit Smartphone oder Tablet unterwegs seine Fotos bearbeiten zu können, begeistert mich. Als Street Photograph nutze ich Systemkameras von LUMIX nicht zuletzt, um Gewicht zu sparen. Ein Laptop mag zwar schön sein, aber schon im Flugzeug ist es unhandlich. Wird ein Tablet mit Lightroom den Laptop ersetzen können? Bildbearbeitung mit Adobe Lightroom for mobile

Nach der Installation der Lightroom-App wird man gebeten, sich per E-Mail zu registrieren. Die Bilddateien können dann mit der Adobe Cloud synchronisiert werden. Wenn man Lightroom CC nutzt und für den mobilen Service angemeldet ist, kann man die Dateien auch synchronisieren.

Die Fotos, die man beispielsweise mit einem Smartphone gemacht hat, importiert man in das Programm und kann sie in Ordnern ablegen. Fotos können bewertet und markiert werden. Außerdem kann man die Fotos betiteln, was dann sinnvoll ist, wenn man von unterwegs einen Blogbeitrag verfassen und die Bilder gern mit einem aussagekräftigen Titel versehen möchte. Lightroom stellt zudem eine Fotoapp zur Verfügung, mit der Fotos im RAW-Format aufgenommen werden können.

Wie ich mit der Lightroom-App ein Bild bearbeite, möchte ich nun an einem Beispielfoto – einer Spiegelung – zeigen. Bei dieser Art von Fotos werden die Stärken von Lightroom gegenüber anderen Apps aus meiner Sicht deutlich. Betrachten wir das Ausgangsbild, das mit einem Smartphone, in diesem Fall mit einem iPhone 7 Plus (im RAW-Format) aufgenommen ist. Die obere Hälfte ist weitgehend korrekt belichtet. Auffällig ist hier vor allem, dass die Person auf dem Fahrradtaxi nur als Silhouette erkennbar ist. Die untere Hälfte des Fotos ist die Spiegelung der oberen Hälfte. Zwar war die Linse sehr nah an der Wasseroberfläche, was eine Bedingung für eine gute Spiegelung ist. Allerdings war das Wasser etwas bräunlich, weshalb die Spiegelung insgesamt etwas flau und vor allem farbstichig wirkt.

Das Ausgangsbild: dunkle Silhouette des Fahrers und flaue Reflexion

Im ersten Schritt verändere ich die Grundeinstellungen, wobei ich mich auf die korrekte Belichtung des oberen Bildteils konzentriere. Bei jedem Schritt kann ich mit dem Finger auf das Ausgangsbild zurückspringen, um das Ergebnis der Bearbeitung zu prüfen. Die Belichtung belasse ich zunächst. Den Kontrast (für das gesamte Bild) hebe ich um 17 Stufen an. Die Lichter (Highlights) verringere ich um 41 Schritte und hebe den Tiefenwert auf 54 an. Dabei wird deutlich, dass das Dateiformat eine Reihe von Feinheiten speichert, die bei der JPG-Entwicklung verloren gehen. Eine zu starke Nutzung dieser Regler führt allerdings dazu, dass das Foto schnell wie eine HDR-Aufnahme wirkt.

Danach nutze ich noch die Funktion „Dunst entfernen“ (Dehaze) im Menü Effekte und erhöhe auch noch die Klarheit. Im Menü Farbe lassen sich die Dynamik und die Sättigung des Fotos anpassen. Da das Foto bereits sehr kräftig ist, erhöhe ich hier nur wenig.

Nun wende ich mich einem Problem zu: der Silhouette des Fahrers. Dazu klicke ich das Menü Selektive Bearbeitung an (Kreis, im Menü oben rechts). Hier kann ich mithilfe des Radialfiters eine Fläche definieren – in diesem Fall den Kopf – den ich nun um eine Belichtungsstufe aufhelle. Hierzu einfach die Fläche auf dem Bild berühren, die bearbeitet werden soll, und durch Ziehen eines Kreises definieren. Es lassen sich auch Anpassungen des Kontrasts etc. vornehmen (Menü auf der rechten Seite). Im Menü auf der linken Seite sind noch weitere vier Symbole zu sehen. Mithilfe des dritten Buttons von oben lässt sich definieren, wie „weich“ die Kante sein soll. In anderen Versionen des Programms ist ein grauer Punkt am definierten Kreis zu sehen. Bewegt man den Kreis, so lässt sich ebenfalls die Kante definieren.

Selektive Bearbeitung mit Lightroom

Wenn ich das Foto stark vergrößere, wird deutlich, dass die Sensorgröße hier Qualitätsgrenzen setzt. Für eine Präsentation auf einem Smartphone oder auf einer Webseite ist die Qualität jedoch ausreichend.

Die zweite Problemzone ist die Spiegelung im unteren Bildteil. Hier verzichte ich auf die Aufhellung des (gespiegelten) Gesichts. Stattdessen möchte ich die Spiegelung klarer und kräftiger hervortreten lassen. Dazu nutze ich ebenfalls die Funktion der selektiven Bearbeitung. Hier kann ich, wie bei Lightroom auch, die Verlaufsfilter einsetzen. Dabei erhöhe ich Kontrast und Klarheit.

Am Ende nehme ich noch eine minimale Anpassung der Belichtung (+0,2 Blendenstufen) vor. Es gibt auch die Möglichkeit, „Kurven“ anzupassen oder Teiltonungen von Lichtern und Schatten vorzunehmen, das Foto horizontal auszurichten oder das Bild zu beschneiden. Bei einem Update der App könnte man die Funktion ergänzen, stürzende Linien zu bearbeiten.

Das bearbeitete Foto

Zum Schluss

Lightroom mobile hat die zentralen und meistbenutzten Features der Desktop-Version von Lightroom CC. Wer mit dem etwas langwierigen Import der Dateien via Adapter zurechtkommt, dem genügt ein leistungsfähiges Smartphone oder ein Tablet. Die Ergebnisse, die ich aus Smartphone-Fotos heraushole, beeindrucken mich. Mit dem Tablet macht das Programm richtig Spaß. Wer es einfacher haben möchte, der kann vorgegebene Filter nutzen. Und für alle, die bereits Erfahrung mit Lightroom haben und/oder Bilder anspruchsvoll bearbeiten möchten, spielt die App alle Stärken aus.

Tipps für die Bildbearbeitung

  • Je größer der Bildschirm, desto mehr Spaß macht auch diese App. Wer aber auf einem Smartphone arbeitet, dem empfehle ich, die App im Querformat zu verwenden.

  • Mit dem Smartphone sollte man unbedingt im RAW-Format fotografieren, um eine optimale Bearbeitung zu ermöglichen.

  • Wer mit einer System- oder Spiegelreflexkamera arbeitet, dem empfehle ich zur Bearbeitung ein Tablet. In meinem Fall ging der Import von der SD-Karte mithilfe eines entsprechenden Adapters schneller als beim Smartphone.

  • Zum Kennenlernen der App kann man einfach die Regler hin- und herschieben.

  • Beim Update des Programms sollte man sich anschauen, was geändert wurde. Wenn eine neue Funktion eingeführt wird, probiert man sie am besten mal aus.

Hinweis: Dieser Blogeintrag ist mit Unterstützung von Adobe entstanden.

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